Euro 2024 Maccagno, Lago Maggiore/ITA, 13. - 20.September
Harziger Beginn mit viel Warten an Land. Später guter Wind, vor allem am Morgen. Zu Beginn dominieren die GBR, schliesslich gewinnen Mermod/Moser (SUI).
In den Tagen vor der EM produzierte der Kaltlufteinbruch im Norden stürmischen Nordwind auf dem See. Die über 40kn wühlten den See auf und verfrachteten das warme Wasser nach Süden, das in den ersten Tagen der EM mit beachtlicher Strömung wieder zurückkam. Auch die Luft hatte sich in der Zwischenzeit abgekühlt, nichts mehr von Sommerfeeling. Einige vermissten schon den daheim gelassenen Trockenanzug.
Bei der Open-Air-Vermessung interessierte vor allem die Dicke des Spibaums, das Gewicht der Ruderanlage und das All-Up-Gewicht der Rümpfe – also mit allem drin ohne Baum und Mast. Bei dem herrschenden Wind war das Wägen der Boote alles andere als einfach, die Präzision hat bestimmt gelitten. Trotzdem wurden Einzelne – auch SUIs – als zu leicht taxiert und zu Zusatzgewicht verknurrt.
Der erste Start der EM sollte am Sonntag, 15.9. um 13 Uhr erfolgen. Es hatte weiter Nordwind. Dieser Start wurde aber abgebrochen, da die an langem Seil verankerte Pinend-Boje von der Strömung weit nach Luv versetzt worden war. Mit einem Mobo wurde sie kurzerhand wieder nach hinten an die richtige Stelle gezogen und so versucht, sie dort zu halten. Mit U-Flagge erfolgte ein neuer Versuch. Das 72 Boote Feld kämpfte mit der über die Linie drückenden Strömung. Es kam zu verzweifelten Manövern und wüsten Szenen, um den drohenden Frühstart zu verhindern. Der Start wurde aber laufen gelassen, nur 5 Boote wurden vor der Linie identifiziert. Darunter Mermod/Moser. Schlechter Anfang…
Dreieck-Banane war ausgesteckt. Edwards/Townend (GBR) fuhren ihren ersten Sieg ein. Beste SUI in diesem Lauf: Yves Mermod – frisch gebackener 470er Diplom-Olympikone – mit Hansueli Bacher am Draht als 16. Nicht grad ein Schweizer Tag. Anschliessend war der Wind nicht mehr gut genug. Erstaunlich früh im Nachmittag wurde AP über A gesetzt. Damit war Schluss.
Am Montag war Start um 8.30 vorgesehen. Der Wind wollte aber nicht. So warteten wir den ganzen Morgen in Auslaufbereitschaft. Am Nachmittag zeigte sich etwas Südwind, der sich normalerweise verstärken würde. Wir wurden rausgeschickt. Es herrschte immer noch die Strömung vom Vortag mit etwa 15m/Min. Der Wind starb zusätzlich statt aufzufrischen zusehends ab. Wir wurden zurück gezogen an Land. Ein verlorener Tag, keine erhoffte 3 Läufe.
Auch am Dienstag wurden wir auf 8.30 bestellt. Es hatte Wind, aber der blies quer zum See statt längs. Wieder nichts. Zum Glück nur für kurze Zeit. Danach setzte sich der angesagte Südwind durch, ziemlich satt sogar, anfänglich mit 12, später böig mit bis 20kn. Drei Rennen waren gut möglich. Edwards/Townend fuhren noch einen Sieg ein. Im 2. Lauf kam aber ihr Dämpfer: 31. Falsche Seite! Die Seitenwahl war eben gar nicht einfach: Tendenziell rechts, aber mit Böen und Drehern auf die andere Seite… Mermod/Moser als beste SUI fuhren Toppten-Plätze, die anderen SUI mehrheitlich weit ausserhalb. Wieder kein SUI Tag. Die weiteren Laufsiege gingen an Cap/Prochazka (CZE) und Paruzek/Kosvica (CZE).
Vor dem Layday vom Mittwoch gab es einen leicht überraschenden Zwischenleader: Vater und Sohn Lewis (GBR), die bis jetzt alles nur Toppten Plätze ohne Ausrutscher hatten. Nicht wirklich in Fahrt kamen bis jetzt die Weltmeister Gillard/Thompson (GBR). Aber was nicht ist, konnte ja noch werden…
Der Layday am Mittwoch wurde von den meisten für Ausflüge in die Umgebung genützt. Trotz gutem Südwind wurden kaum Fireballs auf dem See gesichtet.
Weil wir immer noch Rückstand hatten auf die Anzahl Rennen war der Start am Donnerstag wieder auf 8.30 angesetzt. Satter Nordwind stand. Es konnte los gelegt werden mit der Hoffnung auf 3 Rennen. Im Ersten legten Mermod/Moser einen Laufsieg hin mit Edwards/Townend im Schlepptau. Diese doppelten im folgenden Rennen mit einem weiteren Platz 2 nach. Damit machten sie sich zu unangefochtenen Leadern im Zwischenklassement. Mermod/Moser mussten sich mit Platz 22 begnügen. Leider schlief der Nordwind danach schnell ein. Es folgte Warten an Land. Leider vergeblich. Wieder kein Südwind an diesem Tag.
Für den letzten Tag verblieben also 3 Rennen, mit Hoffnung auf einen zweiten Streicher – vielen wären sogar noch mehr Streicher lieb gewesen… Die Ausgangslage: Mit gutem Vorsprung sind Edwards/Townende auf Rang 1. Dahinter mehrere Teams mit wenig Abstand untereinander, Mermod/Moser als 6., Mermod Y./Bacher 18., weitere SUI im Mittelfeld. Sah recht klar aus für GBR EM-Titel.
Es wurde erst recht Tag beim Rausfahren für den 8 Uhr Start. Der Nordwind war etwas schwächer als am Vortag aber immer noch satt. Mermod/Moser erwischten einen optimalen Start und setzten sich von Beginn weg in Führung und fuhren auch so ins Ziel, gefolgt von Gillard/Thompson und Mermod Y./Bacher. Von Edwards/Townend war weit und breit nichts zu sehen. Im folgenden Rennen holten Mermod Y./Bacher ihren ersten Laufsieg, nachdem Mermod/Moser auf dem 2. Reach in Führung liegend von der Jury zum Kringeln wegen Pumpens verurteilt wurden. Von Edwards/Townend war wieder nichts zu sehen im Ziel. Noch reichte der Wind für einen letzten Lauf. Mermod Y./Bacher hatten nun gesehen wie es geht und zeigten nochmal allen das Heck. Doch noch ein Schweizer Tag? Mermod/Moser sackten einen 24. ein, Edwards/Townend drehten fast am Schluss liegend ab…
An Land war nach diesen Ergebnissen und dem jetzt einsetzenden 2. Streicher nicht klar, wer nun schliesslich gewonnen hatte. Erst mit der Publikation der Rangliste stand fest, dass Mermod/Moser Edwards/Townend noch um 2 Punkte geschlagen hatten und Europameister 2024 sind. Also doch noch ein Schweizer Tag!
Mit 3-1-1 hatten Yves und Hansueli einen super letzten Tag und hievten sich auf Rang 10. Weniger glänzend ist die Bilanz der restlichen SUI:
29. Venhoda/S. Zaugg
34. Ch. Härdi/Landerer
36. Huber/B. Mauchle
40. S. Zehnder/Stalder
41. R. Baumgartner/Schärer
42. Landerer R./Horvath
43. L. Markwalder
49. M. Erne/Poulson
57. Scheller/Eberle
59. Ch. Suri/M. Liechti
60. Landerer T./Frank
69. F. Kramer/Sauer
72. Gonzenbach/Z. Sorman
vollständige Rangliste | Ladies | U25 | Classics
Erstaunlich, dass es an der ganzen Meisterschaft, abgesehen vom ersten Tag, keinen einzigen Frühstart oder Allgemeinen Rückruf gab und das mit lediglich der P Flagge!
Revier:
Nordwind: Guter Start auf linker Seite absolut wichtig. Achtung wegen Überhöhe! Wenig ist ok.
Südwind: Seite kann wechseln. Dreher beachten. Bucht vor Cannobio meiden.
Südwind thermisch: Rechte Seite. In die Biegung fahren, aber über die Bucht von Cannobio ansetzen. Achtung auf Überhöhe bei Schlag zur Boje. Deutliche Biegung nach rechts. Gegen Abend zieht oft die linke Seite.