[Titelblatt]

Swiss Fireball Association

Gazette 3-98

Letzte Änderung: 22.6.1999


Eurocup 98, Shoreham, UK

July 4th-5th 1998

Rangliste

Selten in der Geschichte der Fireball-Regatten war es so klar, wer den Bericht zu schreiben hat!! Drei schweizer Boote haben die lange Reise in Angriff genommen - auch mit grösstem Optimismus war schon klar, dass wir zum Schreiben prädestiniert waren. Für einmal also nicht eine Erzählung von Tonnenrundungen, taktischen Finessen oder Winddrehern, sondern ein Touristenbericht über ein ausländisches Abenteuer.

Freitag Mittag in Oostende: Drei Fireballs treffen sich im Hafen: SUI 14319 (Theo und Renat), SUI Blondie (Erich und Zadi) und SUI 14583 (Maja und François). Während der zweistündigen Überfahrt nach Dover wird gefachsimpelt, geschlafen, philosophiert, gegessen und getrunken. Das "Girl-Watching" der beiden Blondies begrenzt sich auf ein Minimum, da wirklich nicht viel zu begutachten ist.

Nach der langen Reise von Dover nach Shoreham legen wir die müden Bälle zum Schlaf. Shoreham, eine touristische kleine Stadt, macht an diesem Freitagabend einen schläfrigen Eindruck. Unser B&B (Bed and Breakfast) ist heimelig und lädt bald zum Schlafen ein.

In der Nacht steigt die Nervosität, obwohl die Wettervorhersage nicht besonders schlimm ist: Schönes Wetter, Seebrise 2-3 Beaufort. Man hat uns jedoch im voraus freundlich gewarnt: Ein grosses Feld, viel Wind... wollen wir wirklich da mitmischen? Am Morgen ist der Himmel blau. Von meinem Bett aus höre ich den Wind. Seebrise, am Morgen früh?

Bis Mittag wird alles etwas dunkler. Das schöne Wetter hat sich in einen grauen Nachmittag verwandelt. Der erste Start ist um 14 Uhr angesagt. Wir wollen früh raus (unsere Trainer in Port Camargue haben uns ja immer gepredigt, dass man mindestens eine Stunde vorher auf dem Wasser sein soll). Um 12.45 Uhr sind wir wasserungsbereit. Plötzlich heult ein Motor, quietschen Bremsen: Es sind Andrew und Keith. Innert Sekunden sammelt sich eine kleine Menge um das Boot der beiden. Die Solidarität scheint zu spielen, denn das Boot ist innert kürzester Zeit aufgeriggt und siegbereit.

Wir müssen weit in den Channel raus, um das Startboot zu finden. Die Startlinie wird gesetzt und es wird eifrig hin und her gesegelt. Aber keine Peilungsmöglichkeit weit und breit! Nur das Meer und eine flache Landschaft an Steuerbord. Der erste Start (unser bester) ist natürlich ein allgemeiner Frühstart. Der zweite Start ist ok und wir machen uns auf eine der längsten Kreuz der Geschichte. Die Rennstrecke ist eigenartig: Dreieck, Banane, Dreieck, Banane! Nach der ersten Kreuz bin ich schon ziemlich geschafft: Es folgt ein spitzer Raumkurs für einen "two-sail-reach" und dann der erste Spi-Kurs. Der Wind ist unstet: Anstrengende Turnübung für die armen Vorschoterli. Und das Rennen will nicht enden... Schliesslich, nach gut zwei Stunden Plagerei, wird es doch noch nach dem zweiten Dreieck beendet. Sieger sind die Engländer. Wir Ausländer sind verteilt zwischen den Plätzen 5 und 41. Gott sei Dank lassen wir noch einige Einheimische hinter uns.

Der Start zum zweiten Lauf wird hektisch. Der Wind dreht kurz vor dem Start. Die ganze Flotte ist auf Backbord-Bug, wir schaffen aber die Startlinie nicht auf diesem Schlag. Also nichts wie wenden und auf Steuerbord-Bug die Linie überqueren. Wir wollen auf keinen Fall mehr wenden - lieber hinter die Spiegel der Backbordboote tauchen. Aber es passiert doch: eine Fehleinschätzung, eine Panikreaktion und schon liegt das Boot im Wasser, kurz nach der Startlinie: Es hat sich schon wieder einmal bewiesen, dass ein Steuerli nicht ohne seinen Vorschoterli wenden kann!

Das Rennen wird zu einer Aufholjagd. An Aufgeben denken wir nicht. Wir kommen den letzten Booten der Flotte immer näher, können ein Boot überholen, vier weitere sind in unserer Nähe... Aber der Lauf wird abgekürzt, bevor wir sie schnappen können. An der Spitze ist wieder ein Engländer (Ian Pinnell). Im Zwischenklassement liegen die zuletzt angereisten Keith und Andrew an der Spitze, Ausländer erscheinen unter ferner liefen.

Ein BBQ (Barbeque) mit WM-Fussball ist für den Abend angesagt. Erste Feststellung: Die "wilden" Engländer sind zu Hause viel zahmer als anderswo. Es wird zwar viel Bier konsumiert, aber die Stimmung ist irgendwie gedämpft. Ist es der Wind oder die Gewissheit, nächstes Jahr wieder hier auftreten zu dürfen, welche unsere englischen Freunde so ruhig macht? Nun, nach dem Sieg der Kroaten gegen die Deutschen (Freudengeschreie bei Goals und Rauswurf eines Spielers) gehen alle friedlich zu Bett.

Sonntag früh ist das Wetter prächtig: Blauer Himmel, leichte Seebrise. Fast wie in der Schweiz denken wir, als wir das Boot vorbereiten. Sicherheitshalber entscheiden wir uns für die Rake-Mittelstellung. Schon beim Auslaufen merken wir, dass auf dem Meer ein wesentlich frischerer Wind weht. Schnell das Rake noch tiefer stellen und dann los Richtung Startlinie. Nur wenig später überzeugen uns Wellen und starke Böen, das maximale Schwerwetter-Rake doch noch einzustellen. Wir versuchen sogar noch tiefer zu gehen (gemäss Stefan Schärers Anweisung vom Murtenseetraining), was aber leider mit unserer Vierloch-Rakeplatte nicht möglich ist.

Nach dem obligaten "allgemeinen Rückruf" wird der zweite Start zum Erfolgsergebnis. Lange können wir uns in der Nähe der Spitze halten. Bei der ersten Boje gewinnen Eric und Zadi den Bergpreis, wir sind in der ersten Hälfte des Feldes dabei. Den spitzen Raumkurs nehmen wir, wie die meisten, ohne Spi. Das Boot fliegt über das Wasser. Wir müssen ständig aufpassen, die Nase des Bölle aus den Wellen zu halten. Es ist wild und aufregend. Nach der Raumboje setzen wir den Spi. Auch das Halsen funktioniert tadellos. Die Banane ist anstrengend, schnell und kostet uns ziemlich viel Kraft. Maja ist sehr froh, ihre doppelte Grossschotübersetzung wieder eingefädelt zu haben. Wir sind immer noch voll motiviert und irgendwo in der ersten Hälfte des Feldes, als wir die vorletzte Kreuz in Angriff nehmen. Es wird immer schneller, wir reiten die Wellen wie die Wilden und haben riesen Spass, bei Windstärke 4-6 im Meer zu regattieren. Sind wir übermütig? Die allerletzte Wende vor der Boje erinnert uns, dass wir doch nah an unserer Limite segeln: Der Vorschoter bleibt unter dem Baum hängen, das Boot kentert und wir baden! Wir brauchen wieder viel Zeit, um das Boot bei (für uns) hohem Wellengang aufzurichten. Boote und Boote segeln aufrecht an uns vorbei. Die ganze Arbeit ist umsonst gewesen. Als wir nass und ziemlich müde die Ziellinie überfahren, sind wir zwar nicht die letzten, aber es fehlt wenig.

Vom vierten Lauf haben wir nur wenig erlebt. Eine waghalsige Wende, mit Vorschoter im Trapez, wurde uns zum Verhängnis. Entmutigt und sehr müde gaben wir den Lauf auf und segelten zurück Richtung Hafen. Mehr als ein Dutzend Boote, darunter auch Theo und Renat, waren bereits am Land (eines davon mit gebrochenem Mast). Wir erfuhren dann, dass nicht alle den ersten Lauf beendet hatten und dass viele vor dem zweiten Lauf aufgaben. Schade, wir hätten unseren Rang stark verbessert, wenn wir nur den Lauf beendet hätten!

Die Preisverleihung wird, trotz Verteilung der Pro-Rainer-Preise, zu einer ziemlich langweiligen Angelegenheit: Nur die ersten sieben Ränge sind erwähnenswert - keine Preise für die Teilnehmer, keine grosse Stimmung, Man spürt den Stalldrang förmlich. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass einzelne Teams noch mehr als 5 Stunden Fahrt vor sich haben.

Die drei schweizerischen Teams sind, trotz mässiger Resultate, sehr froh, hergekommen zu sein. Es war soviel sprütziges Segeln, wie schon lange nicht mehr.

François, SUI 14583

Rangliste Euro-Cup Shoreham (GB), 4./5.7.98
Lauf
Rang Segelnr. Skipper / Crew 1 2 3 4 Total

1 GBR 14623 I. Pinnell / J. Ward 18131
2 GBR 14635 K. Escrit / A. Davies 2224
3 GBR 13945 M. Davies / R. Thorne 31852
4 GBR 14629 A. Hemmings / S. Chesney 8395
5 GBR 14673 D. Winder / S. Nicholson 441051
6 GBR 14448 D. Wade / I. Morgan 141118
7 GBR 14620 V. Horey / J. Mildered 713411
8 GBR 14546 K. Hope / S. Hextall 9878
9 GBR 14471 M. Larkin / G. Larkin 116816
10 CZE 14552 T. Musil / R. Rocek 591412
11 GBR 14652 M. Cooney / D. Cooney 1014153
12 BEL 14661 S. Streep / J. Peters 251967
13 GBR 14645 A. Smith / S. Bennett 1255117
14 SUI 14540 Erich Moser / Stefan "Zadi" Hintermann 19241110
... ... ... ............
35 SUI 14319 Theo Ganz / Renat Roth 29263651
43 SUI 14583 Maja Suter / François Schluchter 41413751
(50 Boote)

Bericht


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