Letzte Änderung: 9.5.04 |
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Dreher: Richtung Winkel Hebel | Strategie |
von Ruedi Moser
Da fahren sie, uneinholbar! Eben waren sie noch in nächster Nähe, zwei, drei Wenden vorher!? - Es müssen doch neue Segel her und und und ... Halt, halt, das lässt sich einiges günstiger bewerkstelligen!
Im Unterschied zu allem, was es im Segelshop gibt, ist der Wind gratis und Winddreher gibt es zu Hauf. Machen wir uns diese zu Nutze. Du segelst einfach zum nächsten Dreher hin und wendest. In weniger Zeit als es braucht, das Portemonnaie zu öffnen, hast du dem mit den brandneuen, noch knisternden Segeln Bootslängen abgenommen! Das ist Regattasegeln, jeder nach seinen Kräften!
Wenn es eine gültige Verallgemeinerung über den Wind gibt, dann jene, dass er ständig dreht. Auch wenn er sehr stabil aussieht! Und immer, wenn er dreht, werden enige Boote gewinnen, andere verlieren. Drei Faktoren bestimmen, wie deine Ernte wird, wenn der Wind die Richtung ändert:
Gewinner oder Verlierer? Das Grundprinzip für die Kreuz ist einfach: Boote 'näher' der neuen Windrichtung werden gewinnen. Es kommt dabei nicht darauf an, auf welchem Bug sie gerade segeln. Mit anderen Worten: Wenn auf der Kreuz der Wind nach links dreht, werden die Boote links profitieren und umgekehrt. Mit Hilfe der 'Leitersprossen' lässt sich dieses geometrische Problem veranschaulichen. Sie liegen immer senkrecht zur Windrichtung. Beim Kreuzen klettern alle die Leiter hoch. Dreht der Wind, ändern auch die 'Sprossen' ihre Lage. Als Resultat sehen wir, dass A durch den Dreher klar in Führung geht, während B zu C aufschliesst. Die Boote links werden gegenüber denen rechts bevorteilt. |
Auf dem Vorwinder gilt das gleiche Prinzip: Boote, die auf der Seite des Winddrehers liegen, landen auf einer höheren Sprosse. Da aber auf dem Vorwinder das Ziel ist, die Leiter runter zu klettern, sind das die Verlierer! Blau profitiert durch den Dreher. Er ist auf den neuen 'Sprossen' weiter unten. |
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Wieviel ein Boot bei einem Dreher gewinnt oder verliert, hängt von zwei Dingen ab: |
Je grösser der Dreher, desto mehr wird man gegenüber anderen Booten gewinnen - oder velieren. Ein Dreher von 10 Grad wird zum Beispiel einen doppelt so grossen Gewinn/Verlust verursachen wie einer von 5 Grad. Dieses Prinzip gilt sowohl für die Kreuz als auch für den Vorwinder. Dreht der Wind so stark, dass man dabei ausserhalb der Anliegelinien gerät, verändert sich die Sachlage natürlich drastisch. Gewinnen kann man nur innerhalb! |
Diese Distanz wird senkrecht zum Wind gemessen und wirkt wie ein Hebel. Je weiter die Konkurrenten seitlich auseinander liegen, desto grösser wird der Gewinn, respektive Verlust ausfallen, wenn der Wind dreht. | |
Der Gewinn/Verlust wächst proportional zur Länge des 'Hebels' |
Das Gewinn- oder eben auch Verlustpotential mit Winddrehungen auf der Kreuz oder dem Vorwindkurs ist enorm. Wie du damit umgehst, hängt stark davon ab, wie du im Feld unterwegs und wie sicher du bist, wie sich der Wind verhalten wird.
Wie deine Position auch immer ist, auf der Kreuz gilt die Faustregel: Segle auf die Seite, auf welche der nächste Dreher geht. Das bringt dich auf die höchste 'Leitersprosse' und maximiert den Gewinn.
Falls du nicht sicher bist, was mit dem Wind geschehen wird, beobachte die Boote vor dir sehr genau. An ihnen kannst du einen Dreher häufig früher erkennen als am Kompass. Wenn du gut im Rennen liegst, solltest du versuchen,den 'Hebel' zu deinen Verfolgern möglichst klein zu halten und damit eventuellen Verlust durch Winddrehungen zu minimieren.
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Gewinn / Verlust |
Ein Aspekt, den man nicht vergessen darf, ist die Änderung der Windstärke. Bis jetzt haben wir nur betrachtet, was geschieht, wenn der Wind einzig die Richtung ändert. Winddreher sind aber meistens auch mit einer Veränderung in der Stärke verbunden, was Gewinn und Velust noch zusätzlich vergrössert.
Die grössten Gewinne in Regatten werden durch Winddrehungen erzielt. Trotzdem: wenn zwei Teams es gleich gut verstehen, die Dreher auszusegeln, werden diejenigen die Nase vorn haben, die das Boot besser im Griff haben, sprich mehr trainiert haben. Dieses Wassertraining verbessert auch das Gespür für den Wind, welches sich durch Lektüre und Kopfarbeit nicht erwerben lässt.