Letzte Änderung: 9.5.04
 
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Taktik, Technik, Trimm und Tricks

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...bis zum Start-Schuss!  Teil 1

von Stefan Schärer

...vor dem Einwassern!

Zu einem optimalen Start gehören viele vorbereitende Details:

Auf dem Meer wird aus Sicherheitsgründen oft ein controlling system» angewendet. Du kriegst an der Rampe entweder einen «Tally» (Art Hundemarke) oder du dokumentierst dein Auslaufen mit deiner Unterschrift auf einem entsprechenden Formular. Hältst du dich nicht an diese Regel, wirst du disqualifiziert. Das grössere Problem ist da jedoch das Abgeben des «Tally's» oder das Unterschreiben beim zurückkehren an Land! - Nicht vergessen auch nach 8 Stunden hartem Regattasegeln!

Und das wichtigste: du freust dich auf das Segeln!!!!

...vor dem Ankündigungssignal: Einsegeln, Trimmen, Strategie!

Du bist im Startgelände angekommen, es verbleiben dir idealerweise etwa noch 10-15 Minuten bis zum Vorbereitungssignal. Wird es in den Segelanweisungen verlangt, dann segle in gewünschter Form am Startschiff vorbei, damit dein Eintreffen im Startgebiet registriert werden kann.

Du gehst nun auf die Kreuz und segelst auf jedem Bug ca. 5 Minuten, beobachtest den Wind und notierst dir die Kompasskurse. Notiere dir die Werte am Grossbaum oder auf dem Deck (hoch, mittel, tief). Damit kannst du allfällige Gesetzmässigkeiten des Windes herausfinden. Damit und mit den übrigen bereits erworbenen Revierdaten kannst du dir eine Strategie für die erste Kreuz zurechtlegen.

Du kannst dich auch mit einem Mitkonkurrenten absprechen und zu zweit die bevorzugte Seite eruieren. Bedingung ist, dass ihr bei den vorherrschenden Bedingungen etwa den gleichen Bootsspeed habt. Ihr segelt gleichzeitig z.B. am Leefass los, einer nach links, der andere nach rechts. Beide wenden nach vereinbarter gleicher Zeit. Wer nun vorne liegt war eher auf der besseren Seite. Eine Strategie für die erste Kreuz zu haben, ist sehr wichtig. Deren laufende Überprüfung und Anpassung ist jedoch noch viel wichtiger. Beim Regattasegeln ändern sich die Bedingungen oft schneller als einem lieb ist, die Flexibilität im Kopf wird also aufs höchste Mass gefordert.

Benutze dieses Kreuzen auch zum optimalen Trimmen deines Bootes. Die an Land vorgenommenen Voreinstellungen müssen oft aufgrund der nun effektiv vorherrschenden Bedingungen angepasst werden. Jetzt hast du noch Zeit dazu. (Mastrake, Strut, Holepunkte, Unterliek, Schwert). Denn hast du direkt nach dem Start nicht den optimalen Speed, wirst du rasch ins Hintertreffen geraten.

Beim Zurückfahren zum Start zückst du rasch den Spi, fährst so hoch wie du kannst und notierst dir den entsprechenden Kompasskurs. Ist der Original Fireball - Kurs mit dem spitzen ersten Raumschenkel ausgeschrieben, weisst du nun, ob du den Spi setzen kannst. Bei viel Wind ist es so bereits möglich (insbesondere als Leichtwindcrew) zu entscheiden, ob du den ersten Raumschenkel als «two sail reach» segeln wirst. Du wirst also bei Backbordrundung den Spi in den rechten Sack versorgen.

Zudem schadet das Durchspielen der Manöver auch nicht. Ungereimtheiten im «Handling» oder allenfalls eine zwischen Vorstag und Fock durchgefädelte Spischot werden besser vor dem Start entdeckt! Zudem wirst du «entrostet» besser ins Rennen starten!

Entferne dich jedoch nicht zu weit vom Startgebiet, insbesondere wenn die Startzeit nicht fixiert ist oder wenn es wenig Wind hat.

Wird das akkustische Signal als Hornstoss gegeben, wirst du dies aus grösserer Entfernung nicht mehr wahrnehmen. Wird dann noch das 6/5/0 Minuten-System verwendet (z.B. Port Camargue, Maccagno), ist es rasch möglich, dass du irgendwann die Ankündigungsflagge siehst und nur weisst, dass es noch weniger als fünf Minuten geht bis zum Start.

Halte also deine Uhr bereit [Tipp des WWW-Red.: Uhr 3 Sekunden vorstellen und beim Schuss zu zählen beginnen] und beobachte auch immer wieder die Flaggen. Die Flaggen sind im übrigen auch verbindlich, was die Genauigkeit der Signale (WR 26.1) anbetrifft. Leider wird dies von den Wettfahrtleitungen nur selten beachtet.

...vom Ankündigungssignal bis zum Vorbereitungssignal, «Liniencheck»!

Der Vorschoter überprüft noch einmal, ob der Spibaum auf der richtigen Seite ist (Rampe nach aussen), sich das Spifall vor der Saling befindet und straff gezogen ist, die Spi- und Barberschoten festgezogen sind (denn das Fischen überlässt du besser dem Max!) und ob die Lenzklappen je nach Windverhältnissen offen oder geschlossen sind.

Die Kommunikation innerhalb der Mannschaft ist ein ganz wichtiges Element. Denn insbesondere bei Starkwind endet unkoordiniertes Handeln rasch im «Bach» und mit vollem Kahn könnt ihr eine optimale Startvorbereitung gleich abschreiben.

Die Wettfahrtleitung darf zwar die Startlinie bis spätestens zum Vorbereitungssignal noch korrigieren (WR 27.2), trotzdem solltet ihr bereits versuchen, die Linie mit einem Referenzpunkt an Land zu peilen und die bevorzugte Startseite zu eruieren.

Nur mit den Begrenzungsmarken einer Startlinie kannst du dich beim Starten nicht genau orientieren und weisst nicht, wie nahe du an der Linie bist oder ob du bereits darüber bist. Normalerweise liegen die in der Mitte startenden Boote beim Start meist relativ weit zurück (die Linie hängt durch). Hast du Sichtverbindung ans Ufer, peile möglichst beidseits der Startlinie einen Referenzpunkt an Land (markantes Gebäude, Baum usw) wie in Abb 1.

 [Bild 1]

Abb. 1: Transit

Ein zweiter etwas zurückversetztes Transit gibt dir die Sicherheit, dass du sicher nicht über der Linie bist, vor allem wenn du in der Mitte der Linie startest oder wenn die Einminuten-Disqualifikationsregel («Black Flag rule» WR 30.3) gilt, kannst du dich nun sicher orientieren.

Theoretisch sollte die Startlinie genau 90° zur Windrichtung liegen. Dies wird jedoch nie der Fall sein. Es gibt also immer eine bevorzugte Seite. Das heisst, wenn du dort startest, gewinnst du je nach Linienlänge wichtige Meter. Anm. WWW-Red: pro 2° Schieflage und 100m Linienlänge 1 Bootslänge Vorsprung!]

Evaluationsmethode Abb 2: Einfach und schnell, jedoch bei nur geringen Abweichungen relativ ungenau (stehst du wirklich im Wind?); Eselsbrücke: dort wo der Bug hinzeigt, ist die bevorzugte Seite.

 [Bild 2]

Abb 2.: Lage der Startlinie peilen mit Aufschiesser

Evaluationsmethode Abb 3: Du segelst in beiden Richtungen parallel zur Startlinie mit der gleichen Segelstellung (ca. Halbwind). In der Richtung, in welcher du höher am Wind segelst (Gegenbauch in den Segeln), ist die bevorzugte Seite. Zeitaufwendigere Methode, jedoch genauer.

 [Bild 3]

Abb. 3: Lage der Startlinie peilen mit Gegenbauch

Evaluationsmethode Abb 4: Mit Hilfe des Kompass, am Beispiel des Silva Racing» mit der taktischen Skala: Hast du einen anderen Kompass, dann halte dich an dessen Anleitung. Du segelst in beide Richtungen parallel zur Startlinie und notierst dir den gefahrenen Kurs. Nun luvst du um 5 Einheiten auf der Skala an (90°). Kommt der Wind nun von Steuerbord wie in Abb 4, ist die Linie Steuerbord bevorzugt (einfache Eselsbrücke).

Die Methode lässt sich gut mit Methode Abb 3. kombinieren. Ablesegenauigkeit Kompass?

Du hast dir auch den am Startschiff angegebenen Kompasskurs des Luvfasses notiert und überprüfst nun diesen, indem du an der Startboje dein Schiff in den Wind stellst. Damit kriegst du weitere Hinweise für die Startkreuz und die nötigen Daten für die Ueberlegungen zum Vorwinder (Gazette 4/97).

 [Bild 4]

Abb. 4: Lage der Startlinie peilen mit Kompass

Teil 2 dieses Artikels

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